Galerie der Inspirationen
Genieße die schönen Dinge des Lebens!
Jeder braucht ein Hobby. Zwei Stricknadeln und ein Knäuel Wolle eignen sich genauso gut wie Yogamatte oder blutdrucksenkende Mittel um einmal „runter“ zu kommen. Viele Menschen, egal ob Mann oder Frau, bereitet das kreative Schaffen mit den Händen Spaß. Warum also nicht gleich etwas nützliches, ja einzigartiges gestalten? Vielleicht werden Sie um Ihre Unikate sogar beneidet werden.
Geschichte des Strickens
Der Beginn aus heutiger Sicht
Der genaue Beginn dieses Handwerks ist bis heute nicht wirklich bekannt. Es gibt allerdings verschiedene Theorien:
Manche Wissenschaftler vermuten, dass man bereits in Asien in der Zeit 4000 v. Chr. mit dem Fertigen von Wollsocken mit Nadeln begann, andere vermuten, dass die alten Griechen und Römer die Kunst des Strickens erfunden haben. Es gibt Fragmente aus Strick, welche der Zeit 300 v. Chr. zuzuordnen sind und in einer römischen Festung gefunden wurden. Gestrickte Socken aus Ägypten – von Kopten gefertigt – könnten aus dem 3. bis 5. Jahrhundert stammen. Andere Wissenschaftler sind der Ansicht, dass diese Funde nach heutiger Sicht nicht einer modernen Strickarbeit gleichgestellt werden können, sondern es sich hierbei um Nadelbindearbeiten handelt. Einige Artefakte haben allerdings eine Struktur, die dem Stricken sehr ähnlich ist (z.B. römisch-ägyptische Zehensocken), sodass angenommen wird, dass der „koptische Stich“ der Nalbindung der Vorläufer des Strickens ist.
Frühes europäisches Stricken
Leider kann wissenschaftlich nicht genau belegt werden, woher das Stricken kommt, da zu wenig Artefakte erhalten sind. Man vermutet einen Ursprung im arabischen Raum, da die frühesten bekannten Strickwaren von muslimischen Strickern hergestellt wurden, welche bei spanisch-christlichen Königsfamilien beschäftigt waren. Zum Beispiel fand man gestrickte Kissenbezüge und Handschuhe im Grab des 1275 verstorbenen Prinzen Fernando de la Cerda. Solche Kissenbezüge sollen auch ein Beispiel für die hochentwickelte Strickkunst der spanischen Mauren gelten. Eines der bekanntesten Stücke des Mittelalters sind die Handschuhe von Papst Clemens V. Es gibt sogar ein um ca. 1400 entstandenes Altarbild mit einer Darstellung einer strickenden Maria mit einem Nadelspiel.
Höhepunkt im Mittelalter
Bevorzugt ausgeübt wurde das Handwerk damals von Männern. Um 1268 bildete sich in Paris eine Strickgilde, welche sich auch dem Verkauf der Strickwaren widmete. Etwas später gehörte die Strickkunst in Nordeuropa dann zu den Zünften. Man fertigte nicht Kleidung für den ganzen Körper, sondern hauptsächlich für Füße und Hände. Gestrickte Socken aus Wolle waren der Renner für die meist kalten Füße.
In Großbritannien bildete sich ein Strickzentrum, wo im großen Stil Garne und Wolle verarbeitet und in ganz Europa vertrieben wurden. Als das Stricken nicht mehr als Kunst gesehen wurde und sich die industrielle Fertigung durchsetzte, übernahmen vorwiegend Frauen diese Arbeit. Auch in Deutschland wurde gestrickt, was ein Bild der Hosen- und Strumpfstricker aus Nürnberg in einer Urkunde von 1600 beweist.
Stricken während des 1. Weltkrieges und der Zwischenkriegszeit
In der Zeit des ersten Weltkrieges wurde von Männern, Frauen und Kindern eine große Menge an Kleidung und Accessoires gestrickt, um alliierte Kriegsanstrengungen zu unterstützen bzw. Uniformen zu ergänzen (z.B. mit Socken, Schals, Pullovern oder Sturmhauben). Die Bedingungen des Grabenkriegs führten insbesondere zu einem Mangel an Socken und es wurden Plakate aufgestellt, um Menschen zum Stricken zu ermutigen. Vor allem in Großbritannien herrschte eine große Begeisterungswelle in diesem Bereich. Strick- bzw. Frauenzeitschriften veröffentlichten in Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz Broschüren und Muster speziell für Seeleute und Truppen.
Ab 1920 nahm die Popularität von Strickwaren in der westlichen Welt stark zu und wurde ein wesentlicher Bestandteil der neuen Mode (z.B. gestrickte Krawatten). Auch wurden sie mit Sport und Freizeit (z.B. Tennis oder Cricket) in Verbindung gebracht – weiße Pullover oder Pullunder mit farbigen Streifen (Clubfarben) im Kragen. Auf Fair Isle erlebte das Stricken sein goldenes Zeitalter in den 1920igern, als der Prinz of Wales einen Pullover im Fair-Isle-Style beim Golfspielen trug.
Ebenfalls in der „High Fashion“ (Coco Chanel, Vogue-Magazin) spielten Pullover mit Mustern eine herausragende Rolle. Der Großteil des kommerziellen Bereichs konzentrierte sich auf die Herstellung von Unterwäsche, Socken und Strumpfwaren bis zur Weltwirtschaftskrise.
Auch das Stricken zu Hause wurde immer beliebter, weil die Mode Strickwaren voll einbezog. Es spiegelte auch die Veränderung der Mode wider. Unternehmen wurden gegründet oder expandierten, um den Anforderungen der Heimstricker an Muster, Garnen und Werkzeugen gerecht zu werden. Nue Kombinationen und Technologien wurden verwendet sowie synthetische Garne hergestellt. Einige wandten sich dem Stricken aus der Not heraus zu, da es zur damaligen Zeit viel billiger war, Kleidungsstücke selbst herzustellen.
Niedergang in den 1980er und 90er Jahren
Die Popularität dieses Handwerks war nun einem starken Rückgang ausgesetzt. Der Verkauf von Mustern und Garnen brach ein, da man das Handwerk mehr und mehr als altmodisch ansah und es auch immer weniger den Kindern in der Schule beigebracht wurde. Niedrige Kosten, eine höhere Verfügbarkeit der maschinengestrickten Produkte und alternative Bekleidung (wie Trainingsanzüge oder Sweatshirts) trugen ebenfalls zum Rückgang bei. Der mikrogestrickte, synthetische Stoff war zu dieser Zeit modischer, billiger und schneller hergestellt sowie für die Verbraucher oft einfacher zu pflegen und konnte leicht mit modischen Designs bedruckt werden. Dies führte zu einem neuerlichen Wandel in der Mode und Strickwaren wurden mehr mit dem Begriff „Smart Casual“ verbunden.
Technologische Fortschritte (z.B. computergestützte Strickmaschinen) führten zu neuen Designs und trugen dazu bei, dass das Stricken eher als legitime Kunstform als Handwerks- oder Heimindustrie betrachtet wurden. Man legte nunmehr mehr Wert auf Gestaltungsmöglichkeiten als auf modische oder praktische Ansätze. Dadurch verschwanden in den spätem 1980er Jahren wieder viele Zulieferer für den Heimstrickmarkt oder wurde fusioniert. Auch die örtlichen Wollgeschäfte gingen deutlich zurück. Aber die treue Anhängerschaft blieb erhalten. Das Interesse dieser blieb auch durch das Wachstum der Handwerksmessen und die Veröffentlichung gut recherchierter Bücher aufrecht.
Eine der einflussreichsten Änderungen war die Verbreitung des Internets. Es ermöglichte der Strick-Community Ratschläge, Muster und Erfahrungen auszutauschen und direkten Zugang zu Lieferungen, ohne auf lokale Quellen angewiesen zu sein.
Bedeutung für England und Schottland
Beweise für die Verbreitung von Strickwaren für den täglichen Gebrauch ab dem 14. Jahrhundert sind Steuerlisten großer Handelsstädte wie z.B. London. Die ersten europäischen Maschen erscheinen Mitte des 16. Jahrhunderts in den roten Seidenstrümpfen von Eleanora de Toledo (verh. Medici) und in den ersten Spitzenmuster von Garnüberzügen. Die englische Königin Elisabeth I. bevorzugte dekorative Seidenstrümpfe statt der herkömmlichen Wollstrümpfe. Die damalige Herrenmode machte taillierte Strümpfe zu einer modischen Notwendigkeit.
Für viele Briten waren die Wollstrümpfe von großer Bedeutung für den Export nach Spanien, Deutschland und den Niederlanden. Und es wurden Strickschulen zur Einkommenssicherung für die Armen gegründet. In Schottland waren ganze Familien mit der Herstellung von Socken, Pullover und anderen Accessoires beschäftigt. Diese Kleidungsstücke waren für Fischer unverzichtbar zum Schutz gegen das raue Wetter. Für die farbenfrohen Muster wurden Fair-Isle-Techniken verwendet. Aufwendige Designs wie der Kabelstich für Aran-Pullover wurden später in Irland entwickelt.
Die Kunst des Strickens wurde in Nordeuropa erst durch italienische Kunsthandwerker, welche Garne, Wolle und Stricknadeln über die Alpen mitbrachten, bekannt.
Die Erfindung der Strickmaschine
Der Strumpfrahmen (mechanische Strickmaschine) wurde 1589 vom englischen Geistlichen William Lee erfunden. Allerdings erhielt er von Königin Elizabeth I. kein Patent für seine Erfindung, da sie seine maschinell gefertigten Wollstrümpfe für königliche Knöchel viel zu grob befunden und sie Angst hatte, dass die Maschine der Bevölkerung die Jobs wegnehmen würde.
Frankreichs König Henri IV nutzte die Gelegenheit und bot finanzielle Unterstützung an. Daher zog der Erfinder nach Rouen, und baute eine Strumpffabrik. Die Franzosen verbreiteten den Strickwebstuhl in ganz Europa. 1657 zurück in Großbritannien wurde die Worshipful Company of Framework Knitters in London gegründet. Das Stricken von Gerüsten wurde oft durch die ganze Familie überwiegend zu Hause durchgeführt.
Nottingham war damals bekannt für maschinengestrickte Spitze. Leicestershire und die benachbarten Grafschaften hatten eine gute Beziehung zur Strumpfwarenindustrie, vor allem durch die Erfindung der tragbaren Rundstrickmaschine. Ein bekannter Hersteller dieser Maschinen war Griswold. Das Design dieser englischen Sockenmaschine stammt von den britischen Erfindern Hainsworth und Griswold. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hatte allerdings die Strickindustrie den Übergang zu Fabriken noch nicht geschafft, jedoch mit der Verbesserung der dampfbetriebenen Strickmaschinen Mitte des 19. Jahrhunderts verlagerte sich das Maschinenstricken zunehmend in die Fabriken.
1863 erfand der Amerikaner Isaac William Lamb die erste Flachstrickmaschine, welche handbetrieben eingesetzt wurde. Dadurch war eine schnellere Verarbeitung von Garnen bzw. Herstellung von Schlauch-Strickwaren möglich. Dies war vor allem für die Produktion von Socken praktisch.
1880 begann man die ersten Motorstrickmaschinen in der industriellen Fertigung zu nutzen. Daher nahm das Stricken von Hand als Teil der Strickindustrie ab, etablierte sich aber als Hobby.
Stricken während des 2. Weltkrieges bis in die 1970er Jahre
Das britische Kriegsministerium brachte eine Broschüre mit Informationen zum Stricken heraus. Da Wolle in der Kriegszeit sehr knapp war, wurden Frauen ermutigt, alte (nicht mehr genutzte) Wollartikel aufzutrennen und die somit gewonnene Wolle wieder zu verarbeiten. Auch wurden Strickmuster ausgegeben, damit die Menschen Gegenstände für die Armee und die Marine herstellen konnten, die sie im Winter tragen konnten. Dadurch wurden dringend benötigte Artikel hergestellt und gab denjenigen an der „Heimatfront“ ein positives Gefühl, zu den Kriegsanstrengungen beigetragen zu haben.
Nach Ende des Krieges bekam das Stricken einen enormen Schub, da eine größere Farbauswahl sowie verschiedene Garnstile eingeführt wurden. Auch wurden neue modische Designs in leuchtenden Farben entworfen. Eine sehr beliebte Variante war das Twin-Set – es bestand aus einem kurzärmeligen Oberteil mit einer langärmeligen Strickjacke in derselben Farbe, welche gemeinsam getragen werden konnten.
In der Schule wurde begonnen, den Mädchen das Stricken beizubringen, da dies als nützliche Fähigkeit angesehen wurde. Zeitschriften (z.B. „Pins and Needles“ in Großbritannien) enthielten Muster mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden für Kleidung, Decken, Spielzeug, Taschen, Spitzenvorhänge und andere Artikel.
Als nach und nach Kleidung wieder günstiger erworben werden konnte, wurde das Stricken mehr und mehr zum Hobby von Frauen und Männern.
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